Bericht in der „Thüringer Allgemeine“ vom 07.08.2025

© Funke Medien Thüringen | Doreen Hotzan

Renate Elger (links) freut sich immer auf die Besuche von Rüde Luke und dessen Frauchen Anja Fliegel im Pflegeheim Landhaus am Schlosspark in Werther. Bei der 88-Jährigen darf der Hund sogar aufs Bett. © Funke Medien Thüringen | Doreen Hotzan

Nordhausen. Mischlingsrüde Luke begleitet sein Frauchen Anja Fliegel aus dem Kreis Nordhausen regelmäßig zur Arbeit. Welche Aufgaben der Vierbeiner hat und wie sich seine Anwesenheit auf die Bewohner auswirkt.

Renate Elger sitzt auf dem Bett in ihrem Zimmer. Neben ihr hat es sich Luke bequem gemacht. Der eineinhalbjährige Rüde genießt die Streicheleinheiten, die er von der 88-jährigen Bewohnerin des Pflegeheims Landhaus am Schlosspark in Werther im Kreis Nordhausen bekommt. Mit der Erlaubnis von Lukes Besitzerin Anja Fliegel darf die Seniorin den Hund mit ein paar Wurststückchen füttern.

Die ältere Dame genießt die Zeit mit dem Besucher auf vier Pfoten sichtlich. „Ich mag Tiere“, sagt die 88-Jährige. Sie habe früher viele um sich gehabt. Seit 2019 lebt die Wollersleberin nun schon im Pflegeheim in Werther, in dem sich die Seniorin sehr wohlfühlt. Dass Luke regelmäßig im Landhaus vorbeischaut, ist für Renate Elger und die anderen 32 Bewohner eine Abwechslung.

Der Rüde ist ein ausgebildeter Besuchshund, der einmal wöchentlich in Begleitung seines Frauchens für zwei bis drei Stunden die Einrichtung besucht. „Er soll den Bewohnern ein Lächeln ins Gesicht zaubern. Sie dürfen ihn füttern, streicheln und mit ihm spielen. Mit den fitteren Bewohnern machen wir kleine Spaziergänge“, berichtet Anja Fliegel.

Das Tierkonzept gefällt der Betreuungskraft von Beginn an.

Seit neuneinhalb Jahren gehört die 58-Jährige aus Großwechsungen zum Team des Pflegeheims. Sie ist dort als Betreuungskraft beschäftigt. „Früher habe ich bei Schlecker gearbeitet und mich dann noch einmal beruflich neu orientiert. Der Job gefällt mir gut. Sowas hätte ich schon viel früher machen sollen“, sagt sie. Nach ihrer Umschulung habe sie sich nur im Landhaus beworben und sei dort gleich genommen worden. „Mir gefiel am meisten, dass hier Tiere erlaubt sind“, betont die Betreuungskraft. Zuletzt haben Katzen in dem Heim gewohnt. „Diese wurden dann aber von einem Mitarbeiter mit nach Hause genommen“, so die 58-Jährige.

Brigitte Mauß (Mitte) hat ebenfalls keine Berührungsängste. Die 75-Jährige füttert Rüde Luke mit Wurststückchen. 

© Funke Medien Thüringen | Doreen Hotzan

Sie selbst hat privat einen Windhund aus dem Tierschutz. Auch Luke ist ein Tierschutzhund. Den Rüden hat Anja Fliegel aus einem Tierheim in Rumänien geholt. „Eigentlich wollte ich gar keinen Zweithund mehr und schon gar keinen Welpen. Aber mein Enkel hat sich einen Hund gewünscht. So sind wir zu Luke gekommen“, blickt die 58-Jährige zurück.

Im Gegensatz zu anderen Hunden in Rumänien hat der Mischling einen guten Start ins Leben. Seine Mutter wird tragend auf der Straße aufgegriffen und ins Tierheim gebracht, wo sie in geschützter Umgebung ihre Welpen zur Welt bringt. Der Kontakt zu der Einrichtung kommt über Freunde zustande. Anja Fliegel bekommt Fotos zugeschickt. Die Wahl fällt auf Luke.

    „Wenn ich meine Tasche nehme, dann weiß er schon, dass es zur Arbeit geht.“

    Anja Fliegel

    Betreuungskraft im Landhaus am Schlosspark und Besitzerin von Luke

Doch es vergehen noch einmal viereinhalb Monate, ehe ein erstes Kennenlernen stattfinden kann. „Erst in diesem Alter dürfen die Hunde ausreisen“, erläutert die Großwechsungerin. Sie setzt zum ersten Mal einen Fuß auf rumänischen Boden, als die Familie den Hund abholt.

„Die Heimreise war ganz entspannt“, blickt Anja Fliegel zurück.

Im neuen Zuhause angekommen, lebt sich Luke erst einmal ein.

Zudem besucht der Rüde auch die Welpenschule.

Anja Fliegel nimmt ihn auch mit zur Arbeit. Luke sorgt von Anfang an

für Begeisterung bei den Bewohnern.

Das ist auch Heimleiter Michael Lücke nicht entgangen. Er macht den Vorschlag, Luke ausbilden zu lassen und übernimmt auch die Kosten

für die Hundetrainerin. Der Mischling meistert die Herausforderung

und gehört seitdem zum festen Mitarbeiterstamm.

„Wenn ich meine Tasche nehme, weiß er schon, dass es zur Arbeit geht“, so die 58-Jährige.

Den Kontakt zu Lukes Herkunftsland hält sie bis heute.

Sie unterstützt die Arbeit der Tierschützer vor Ort. Erst vor Kurzem hat Anja Fliegel Rumänien wieder besucht.

„Das Auto war vollgepackt mit Spenden“, sagt die 58-Jährige.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert